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Kleinfischlinger Storchenfigur Impulsgeber einer Doktorarbeit

10. 01. 2025

Die Kleinfischlinger Bevölkerung und ihr Zusammenleben mit dem Storch sind Teil einer Doktorarbeit an der Kunstuniversität Linz in Österreich geworden. Der Künstler Moritz Matschke reiste 2018 mit den besenderten Fischlinger Jungstörchen von hier bis in den Senegal. Er selbst war für dieses Experiment ebenfalls besendert, verfolgte die abends von ihrem Sender gemeldete Route der Störchin „Twix“ und verriet als begleitender Mensch „Moritz“ parallel zu dem Vogel seine Reisewege im Liniengewirr der wissenschaftlichen Aufzeichnungen auf den Bildschirmen der Vogelkundler. So entstand mit Hilfe der Satellitentelemetrie eine „Durchmischung künstlerischer und forscherischer Methoden“. „Humanstorks tangled Tracks“ ist das neue Buch betitelt, das jetzt die Exbürgermeisterin Regina von Nida erhielt.

Nach der fünfmonatigen Forschungsunternehmung knüpfte Matschke, der mit der Künstlerin Anna Pech, seiner „Lebenskomplizin“, und Sohn Xaver in Wien lebt, seine kulturwissenschaftliche Auseinandersetzung an der Universität an.  

Natürlich waren im März 2019 die zahlreichen Zuhörer seines Vortrags im FLORUM Kleinfischlingen hauptsächlich am Schicksal ihrer Störchin „Twix“ interessiert. Aber auch den Reiseabenteuern mit dem Motorrad bis an die Grenze des vom Terror gebeutelten Staats Mali zollte man damals Respekt. Dann mussten die Fischlinger und Südpfälzer erfahren, dass Twix in der Nacht des 29.10. auf den 30.10. 2018 zwischen 20.00 und 2.00 Uhr getötet wurde. Höchstwahrscheinlich fiel sie einem Jäger in Süd-Mauretanien zum Opfer. Der tote Vogel war nicht nur in ein Haus in der Ortschaft Timbedra gebracht worden, sondern noch 40 km weiter, bis am 3.11. die Batterie leer war. Die Verknüpfung dieses Zusammenlebens war zusammengebrochen. Somit hatte der Künstler seine „Reiseleiterin“ verloren. Er wäre jetzt nach dem Tod nur noch ein normaler Tourist gewesen, schreibt er.

Als Leser seiner schließlich 2024 vorgelegten Doktorarbeit, die übrigens kürzlich mit dem Staatsehrenpreis Österreichs als eine der Landesbesten des Jahres ausgezeichnet wurde, versteht man an diesem Beispiel des tragischen Endes der synchronen Reise wesentliche Schlüsse seiner Studien besser: Nicht nur die nackten Daten der Tierforschung wirken auf uns, sondern auch die lebendigen Beziehungen zu den Vögeln.

Moritz Matschke schreibt:“ In Kleinfischlingen stehen sich Storch und Mensch nicht allein und abgeschlossen gegenüber, sie sind Teile eines biosozialen Verbunds von zahlreichen Dingen, Lebewesen und Praktiken. Die Storchenkerwe als etablierte Attraktion kann als Resultat intensiver Beziehungsarbeit auf beiden Seiten gesehen werden, als mehr-als-menschliche Form von Sozialität. Auch wenn die Störche dem Fest eher aus der Distanz beiwohnen, sind sie symbolisch anwesend, werden sogar in Form von Vogelkeksen verspeist.“

Deshalb taucht Kleinfischlingen im Abschnitt „Science-Fiction im Gegensatz zu einer Social-Fiction“ auf. Moritz Matschke war nicht nur bei der wie jährlich festlich begangenen Namenstaufe, Beringung und Besenderung der jungen Störche dabei, wo Wolfgang Fiedler vom Max-Planck-Institut für Verhaltensforschung als sein Mentor in Aktion war. Wo traditionell Gebäck in Storchenformen an die Kinder verteilt wird. Auch den Umzug bei der Storchenkerwe mit den Storchenkostümen als wandelnde Symbolfiguren erlebte er mit. Nun schreibt der Künstler in seinem Werk über das Zusammenleben unter der Überschrift: „Das Kleinfischlinger Modell als Social-Fiction“.  Es ist herauszulesen, dass man in Kleinfischlingen die neuen Biotechnologien wie GPS-Logger und Animal Tracker viel besser mit dem Storchenleben verbindet, weil man hier das Dorf mit dem Storch teilt. Dann stehe der Mensch nicht allein im Mittelpunkt. Das führe zu einem Bewusstsein für die „heterogene Komplexität des mehr-als-menschlichen Kollektivs“.

In der Danksagung an die Ex-Ortsbürgermeisterin Regina von Nida und in schönen Beschreibungen des Dorfes, seiner Bevölkerung und der Häuser „wie bewohnte Denkmäler“ kommt eine wohltuende Würdigung aus Wien zum Ausdruck. Also wird auch dieses Jahr wieder eine Einladung an die Matschkes ergehen, auch in den Bayrischen Wald zu seinen Eltern. 

Text: Kurt von Nida
Bilder: Regina und Kurt von Nida

 

Bild zur Meldung: "Das inoffizielle Bürgermeister*innen-Kostüm von Kleinfischlingen ist ein entscheidendes Werkzeug für die Praktiken des mehr-als-menschlichen Kollektivs im Dorf und war ein wichtiger Impulsgeber für das Konzept von "Humanstorks tangled Tracks"

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Kleinfischlinger Storchenfigur Impulsgeber einer Doktorarbeit (10. 01. 2025)

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