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Weinbau in der Pfalz

Fritz Schumann

Kapitel 12 unseres Lesebuches beschäftigt sich mit dem Weinbau. Fritz Schumann, geb. 1939 in Ungstein, ist im elterlichen Weingut aufgewachsen und war später lange Jahre Leiter des Fachbereichs Weinbau an der Staatlichen Lehr- und Forschungsanstalt Neustadt, jetzt DLR Neustadt. Ihm ist es wesentlich zu verdanken, dass das römische Landgut Villa Weilberg heute als bedeutender Ort des römischen Weinbaus in der Pfalz besichtigt werden kann.

Die Römer brachten Weinberg und Keller in die Pfalz

Sicherer wird die Annahme von Formen der Weinkultur mit der Eroberung Galliens und Germaniens durch die Römer. Um 50 v. Chr. wurde der Rhein die Grenze des Römischen Reiches. Mit den Soldaten kamen in großer Zahl weingewohnte Männer in unser Gebiet. Man benötigt nur ein Tierfell, einen großen Korb und Gefäße, um Wein herzustellen. Ein Korb könnte als Kelter gedient haben, in einem großen Fell könnte der Most aufgefangen worden sein und der nächste Schritt wären etwas größere Gefäße, wie etwa Amphoren, in denen der Most zu Wein gären könnte. Die Hinweise auf römischen Weinbau verdichteten sich weiter durch Weinbaugeräte wie Winzermesser, Sicheln, Weingefäße und bald nach den Römern einsetzende frühe Weinbergsnennungen. Der Erzieher der Kaisersöhne Gratian und Valentinian Ausonius (310-393 n.Ch.) beschreibt um 371 Weinberge und Winzer an der Mosel. Direkt greifbar wird römischer Weinbau an Rhein und Mosel mit dem Freilegen römischer Kelterhäuser im Rahmen von Weinbergsflurbereinigungen ab 1980. Das für die Pfalz entscheidend wichtige Römische Kelterhaus auf dem Weilberg in Ungstein wurde im Jahre 1981 gefunden. Es ist, wie weitere Villen mit vermuteter Weinherstellung, Teil eines Landgutes mit vielfältiger Bodennutzung. Zwischen zwei höher liegenden Traubentretbecken liegt das quadratische Mostsammelbecken, von dem aus der Most in die Fässer zur weiteren Verarbeitung gelangte. Interessanterweise liegt in Ungstein das Mostsammelbecken zwischen zwei Tretbecken, während sie an der Mosel immer vor den Tretbecken liegen und durch Kanäle oder Rohre damit verbunden sind. Es scheinen unterschiedliche Bauvorstellungen bei der Errichtung geherrscht zu haben.

Trauben

Die im römischen Weingut Weilberg in Ungstein in einem Bleigefäß erhaltenen oder die in den Kelterhäusern an der Mosel erhalten gebliebenen Rebsamen erlauben Rückschlüsse auf Rebsorten. Danach wurden Trauben von Wildreben oder nahestehenden Formen, aber auch Rebsorten mit länglicheren Samen, wie sie Traminer, Riesling oder die Burgunderarten haben, genutzt. Große, längliche Rebsamen, wie sie der Elbling, der Gutedel oder der Trollinger haben, wurden nicht gefunden.

Nach dem Rezept des antiken Schriftstellers Columella wurde Mostkonzentrat hergestellt, das als Honigersatz in der Küche, aber auch zum Verbessern oder zum Süßen des Weines verwendet wurde. Danach wurde Most, der als erstes von der Kelter läuft, in einem Bleigefäß auf die Hälfte bis ein Drittel eingedickt und blieb dann wie Sirup süß. In den Kelterhäusern gefundene Holunder- und Brombeersamen deuten wie Kirschkerne auf Rotweinbereitung mit Farbvertiefung hin. Im Kelterhaus von Erden gefundene Kalkfässer zeigen, dass man sich auch in säurereichen Jahren zu helfen wusste. Einige Kelterhäuser besitzen Tretbecken mit Fußbodenheizung. Damit konnte bei später Lese und kalter Witterung den kalten Füßen der Traubentreter und Gärverzögerungen begegnet werden.

Weinlese früher

In dem Kelterhaus auf dem Weilberg wäre, ausreichend Personal und Fläche vorausgesetzt, die Produktion von 100 – 200 Fuder Wein im Jahr möglich gewesen. Sicherlich war dieser Wein nicht die wirtschaftliche Basis der riesigen Villa, sondern es war eine durch ihren festen Bestand interessante, zusätzliche Einnahme, die ähnlich unseren Weinprobierkellern auch repräsentative Aufgaben eines reichen Römers erfüllen konnte. Dafür sprechen zwei im Kelterhaus gefundene, aufwendig gearbeitete Sandsteinsäulen mit Auflagen für einen Pressbaum. Der repräsentative Charakter tritt besonders ausgeprägt im auf drei Ebenen arbeitenden Kelterhaus in Piesport zu Tage.

Jeder möchte wissen, wie der Wein vor 2000 Jahren geschmeckt hat. Nun, der Bitzler und Federweiße genau wie heute. Nach der Gärung kam es zum großen Unterschied. Der römische Wein wurde ohne Schwefel rasch braun und oxidativ. Aus vollreifen Trauben wurden sherryartige Weine. Bei weniger reifen Trauben alterten die Weine rasch und zerfielen bald wegen zu wenig Alkohols. Die Säure verstand man durch gemahlenen Marmor (Kalk) zu mindern. Vor dem Genuss wurde der Wein mit Honig oder Mostkonzentrat gesüßt, mit Kräutern aromatisiert und durch ein Leinentuch gefiltert.

Wer einen römischen Winzer bei der Arbeit besuchen will, kann dies im Weinmuseum der Pfalz in Speyer tun. Auf einer Säulentrommel ernten zwei Eroten mit dem römischen bzw. dem griechischen Winzermesser ihre Trauben. Im gleichen Museum kann auch flüssiger Wein aus römischer Zeit besichtigt werden. Unter einer dicken Harzschicht ruht in einer an die Form der Bordeaux-Flaschen erinnernden Delphinflasche der bereits damals mit Honig gesüßte Wein.   

 

Weitere spannende Ausführungen von Fritz Schumann zur Weingeschichte finden Sie, wenn Sie im Lesebuch die Seiten 250 ff. aufschlagen. Exemplare können bei der Gemeinde Kleinfischlingen unter bestellt werden. 

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