Volksschule Kleinfischlingen

Hans-Joachim Schatz

 

1250 Jahre Kleinfischlingen – Ein Lesebuch

In unserem Lesebuch finden Sie in Kapitel 08 interessante und spannende Texte und Geschichten zum Thema Schule. Hans-Joachim Schatz, Lehrer in Kleinfischlingen von 1966 bis 1968, begann hier sein pädagogisches Wirken und musste auch die Schließung der Volksschule erleben.

An einer einklassigen Schule zu unterrichten, zudem als Anfänger, war eine große Herausforderung. In 32 Wochenstunden zu je 45 Minuten erteilte ich außer Nadelarbeit und katholischem Religionsunterricht alle Fächer. Schließlich wurde ich ja in Kaiserslautern zum „pädagogischen Zehnkämpfer“ ausgebildet, wie man den Allroundlehrer damals scherzhaft nannte. Fünf Schülerjahrgänge, die Klassen zwei bis sechs, saßen vor mir, insgesamt 23 Kinder, und alle Klassenstufen wollten unterschiedlich beschäftigt sein. Die Schüler der Klassen sieben und acht fuhren nach der eingeleiteten Schulreform mit dem Bus in die Mittelpunktschule Edenkoben, ein erstes Schuljahr gab es 1966 in Kleinfischlingen nicht. Nach wenigen Monaten verstand ich es besser, den Unterricht zu organisieren, eine Gruppe mit Stillarbeit zu beschäftigen, die anderen Schüler mündlich zu unterrichten und die Wechsel zeitlich gut zu planen. Dabei standen mir einige „Hilfslehrerinnen und Hilfslehrer" zur Seite: Schüler der Klassen fünf und sechs. Hatten sie ihre Stillarbeit vorzeitig beendet, begaben sie sich zu den Dritt- und Viertklässlern, um mit ihnen im Flüsterton zu lesen oder kleine Texte zu korrigieren. Die Zweitklässler wiederum wurden von den Dritt- und Viertklässlern unterstützt. Ich war überrascht, wie gut dieses Helfersystem funktionierte.

Das war soziales Lernen in der sogenannten Zwergschule par excellence, gleichzeitig wegbereitend für die Zukunft. Kam Fortbildungsleiter Philipp Stürmer zu einem Beratungsbesuch, war er stets beeindruckt vom Verhalten der Kinder. Er lobte zu meiner Genugtuung auch ihre Schrift und die Sorgfalt, mit der sie ihre Heimatkundehefte gestalteten. Ja, ich hatte Freude an meinen Schülern. Sie waren geradeheraus, beherzt, mitunter aber auch unbequem. Dies bekam ich in einer Naturkundestunde zu spüren. Unterrichtsthema: „Die Maus". „Ach, Herr Lehrer, es ist so langweilig", klagte plötzlich ein Sechstklässler. Zugegeben, ich schluckte schon ein wenig, denn ich hatte die Stunde äußerst gründlich vorbereitet und zudem mit großem Zeitaufwand eine Maus in überdimensionaler Größe an die Tafel gezeichnet. Doch ich musste Edgar im Stillen recht geben. Wahrscheinlich war vieles, was ich über die Maus vermitteln wollte, ihm wie seinen Mitschülern aus eigenem Erleben in Haus, Hof, Stall oder Feld schon lange bekannt. So gesehen hätte ich mir einen Großteil meiner Unterrichtsvorbereitungen sparen können.

Schulbänke der Volksschule Kleinfischlingen

Unser Klassenraum war eine gemütliche Stube. Standen die Fenster offen, roch es, je nach Monat und Erntezeit, nach Heu, Getreide, Rüben oder Most.  Wir hörten das Klappern von Pferdehufen, wenn ein Fuhrwerk die Dorfstraße entlang zog, sahen durch das Fenster an der Ostseite Mauersegler den Kirchturm umkreisen und beobachteten im Frühsommer am Dachfirst des Hauses gegenüber Schwalbenpärchen beim Füttern ihrer Jungen.

Dass unser Schulsaal in den kalten Monaten stets gut geheizt war, verdankten wir unserem Hausmeister Helmut Coopmann. Sein Pflichtbewusstsein ging weit über das hinaus, was man von einem Hausmeister erwarten durfte. Es war an einem eisigen Wintertag. Frierend standen die Kinder am Eingang. Als ich die Saaltür aufschloss, traute ich meinen Augen nicht. Hausmeister Coopmann erhob sich schlaftrunken vom Fußboden. Neben dem Ofen vor einer bauchigen Zinkwanne, die mit Briketts und Holzstücken gefüllt war, lag eine dicke Wolldecke. Um eine Antwort war unser Hausmeister nicht verlegen: „Herr Lehrer, ich habe heute Morgen um 4 Uhr das Feuer angemacht. Damit es bei dieser Kälte nicht wieder ausgeht, habe ich hier neben dem Ofen auf dem Boden geschlafen“.

Pause - Die Kinder spielten im Pausenhof und der Schulstraße

Vieles mehr aus der Zeit, in der Hans-Joachim Schatz als Lehrer in Kleinfischlingen wirkte, können Sie erfahren, wenn Sie im Lesebuch die Seiten 166 ff. aufschlagen. Exemplare können bei der Ortsbürgermeisterin Regina von Nida (06347-8816) erworben werden.

Bestellung ist hier per Internet möglich.