Über 150 Besucher bei Ausstellungseröffnung „MerowingerKleinfischlinger“

Kleinfischlingen, den 16. 11. 2015

Kleinfischlingen ist das mit 295 Einwohnern kleinste Dorf der Verbandsgemeinde Edenkoben und eines der kleinsten im Landkreis Südliche Weinstraße. Im Umsetzen von Gemeinschaftsprojekten ist es jedoch ganz groß wie die große Besucherschar anlässlich der Eröffnungsveranstaltung zur Dauerausstellung
„MerowingerKleinfischlinger Geschichte unter uns – Rückkehr der Grabfunde“, dem profiliertesten Projekt, anerkennend feststellen konnte. Im Florum in der Niedergasse 3 hatten sich mindestens 150 Gäste aus Kleinfischlingen und den Nachbarorten eingefunden. Sie erlebten eine besondere Eröffnungsfeier - nicht trocken und staubig sondern mit Witz und Fantasie.
Im Beisein von Landrätin Theresia Riedmaier, dem 1. Beigeordneten und dem Beigeordneten der Verbandsgemeinde Edenkoben, Eberhard Frankmann und Daniel Salm, zahlreichen Ortsbürgermeistern der Nachbargemeinden sowie der Grabungsleiterin Dr. Andrea Zeeb-Lanz vom Landesamt für Denkmalpflege wurden die unzähligen Kinder, Frauen und Männer auf verschiedenste Weise in das Thema eingeführt. Mit seiner „Schell“ trug Büttel Erhard Keller die Bekanntmachung von der Eröffnung unters Volk, zu der dann Altbürgermeister Helmut Buchert in Pfälzisch den humorvollen Prolog hielt. Dazu hatte er extra einen Totenkopf des „ersten Fischlingers Fiscilo“ mitgebracht, der, zur Unterhaltung der Gäste, wichtige Informationen mit Gebiss-Geklapper begleitete. Gemeinsam mit Andrea Zeeb-Lanz, die in beschwörerischem Ton einen „Zauberspruch“ zelebrierte, zauberte Buchert aus den Perlen der gefundenen Kette aus Steinen und Glas die von Sabine Reise hergestellte imitierte Kette mit bemalten Holzperlen, die an die Funde erinnern soll, hervor. Die Kette kann im Museum zum Preis von 12 Euro erworben werden. Da Sabine Reise nur die Materialkosten berechnete, wird der Reinerlös dem Museum zu Gute kommen.


Regelrecht „elektrifiziert“ zeigte sich Ortsbürgermeisterin Regina von Nida bereits 2001 nach den ersten römisch-germanischen Funden. Noch spannender wurde es Jahre später als auf dem Gelände des Neubaugebietes „Weinhübel II“ bei den Grabungen 79 Gräber aus fränkisch-merowingischer Zeit gefunden wurden. Dies brachte zwar eine Verzögerung von einem Jahr und den Grundstückseigentümern und Bauherren Kosten von 10,76 Euro pro Quadratmeter ein, ohne die jedoch viele Informationen aus der Kleinfischlinger Geschichte nie ans Tageslicht gekommen wären. Das habe das Selbstverständnis der kleinen Siedlung erheblich gestärkt, bestätigte von Nida, die gleichzeitig den Bauherren für ihre große Geduld und den finanziellen Einsatz dankte.

 

Über Jahrhunderte war das Gelände am östlichen Ortseingang als Weideland benutzt worden, wohl in dem Wissen um den Friedhof. Irgendwann in diesen rund 1500 Jahren war das Wissen darüber verloren und das Gelände als Ackerland, zuletzt als Weinberge, genutzt.

 

Grabungsleiterin Dr. Andrea Zeeb-Lanz, die die Ausstellung konzipierte und auch viel Freizeit in die Umsetzung der Idee investierte, erläuterte die Vorgehensweise bei den Grabungen und zeigte sich in ihrem Vortrag sehr erfreut über die interessanten und teilweise sehr gut erhaltenen Funde, die trotz zahlreicher vorgefundener typischer Raubschächte doch sehr umfassend waren und dadurch ein „Fenster in die Vergangenheit“ seien. Eine junge Einwohnerin von Kleinfischlingen, Serafina Ditel, erklärte begeistert in gereimtem Pfälzisch, warum sich ein Besuch der Ausstellung auch für Kinder lohnt.


Landrätin Theresia Riedmaier lobte die Gemeinde Kleinfischlingen und das „kongeniale Paar Regina und Kurt von Nida“, die gemeinsam mit zahlreichen Mitbürgern ein „wichtiges Kleinod für den ganzen Landkreis“ geschaffen haben. Sie sagte eine Spende durch die Sparkasse Südliche Weinstraße zu. Von Nida dankte der VR Bank Südpfalz für eine Spende von 500 Euro zur weiteren Verwendung für die Ausstellung, die lebendig die Geschichte darstellen und in Zukunft auch die Keltenfunde beleuchten soll.


Kurt von Nida und weitere Akteure zeigten mit einem Augenzwinkern auf, welche Grabbeigaben vom Erinnerungswert her wohl heute wichtig wären: Geo-Dreieck, Kamm, Sichel, Fernglas, ein Glas Quittengelee, Rebschere, Schweizermesser und ein Kissen für den Mittagsschlaf.


Auch die Prot. Kirchengemeinde zeigte sich begeistert von den Grabungsergebnissen und der Ausstellung, wie Klaus Werner als Vertreter der Kirchengemeinde in seinem Grußwort betonte.


Die mit zahlreichen Funden und Informationen bestückten Museumsräume befinden sich im vorderen Teil vom „Florum“, des ehemaligen Raiffeisengebäudes in der Niedergasse 3. Dazu gehört auch ein Raum, in dem Ahnenforscher Informationen zu den Kleinfischlinger Namen und Familien, die teilweise aus der Zeit vor dem Dreißigjährigen Krieg stammen, bekommen können und herzlich zum Nachforschen eingeladen sind. Die Räume hat die Gemeinde Kleinfischlingen von den Eheleuten Regina und Kurt von Nida zum Preis von 1 Euro pro Jahr gemietet. Für die Gemeinde fallen noch Nebenkosten von 120 Euro und Versicherungskosten von 236 Euro jährlich an, informierte die Ortschefin.


Wer sich sonntags zwischen 11 und 14 Uhr nach Kleinfischlingen aufmacht, kann kostenfrei neben den archäologischen Funden auch die Ausstellung über den Lebensbereich Modenbach und seine Tier- und Pflanzenwelt im Obergeschoß besuchen. Und danach laut Ortschefin gerne „babble, hocke und gugge“ und seine mitgebrachte Brotzeit verzehren.


Die extra für dieses Projekt gegründete Interessensgemeinschaft zahlreicher Kleinfischlinger Bürgerinnen und Bürger servierte in Kleidung aus der Frankenzeit in Tonkrügen von den Weingütern Becker, Geißert und Gut von Beiden gestifteten Wein vom Grabungsgebiet. Weitere „Merowinger“ um Helga Schardein, Gudrun Buchert, Paula Matt und Dolores Reinmuth kredenzten Fladenbrot mit Dill, Dinkel oder Haselnüssen, Frikadellen vom Lamm, Hirsch, Rind und Schwein, Quarkbällchen mit Waldmeister und Honigquark mit Birnen.


Text: Heike Dernberger (dnb)

 

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Über 150 Besucher bei Ausstellungseröffnung „MerowingerKleinfischlinger“ (16. 11. 2015)

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